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"Magie und Leidenschaft"
Solo-Recital

Freitag, 27.03.2009 um 20:00 Uhr

Schloss Kempfenhausen, Rittersaal

Milchberg 11, 82335 Berg am Starnberger See


"Verjüngungskur für alte Meister"
"Sylvia Dankesreiter präsentiert einen Abend voller Magie und Leidenschaft.
Mit Philip Glass diesen außergewöhnlichen Abend zu beginnen, hatte in der intimen Atmosphäre des Rittersaals im Kempfenhauser Schloss eine symbolische Bedeutung. Nicht nur weil der berühmte Verfechter der Minimal Music einst auch Mathematik sowie Philosophie studiert hatte und daher die Pianistin Sylvia Dankesreiter, die auch Ingenieurin für Elektro- und Informationstechnik ist, in seiner strukturierten Denkweise wohl besonders anspricht. Sondern auch in Hinsicht auf das Motto des Abends: Magie und Leidenschaft. Einerseits, weil Glass als Buddhist viel Geheimnisvolles, ja Mystisches aus Asien, Afrika und dem Orient in seine Musik einfließen lässt, andererseits, weil es der US-amerikanische, tonale Avantgardist als Filmkomponist gelernt hatte, dramaturgisch zu erzählen und wie im "Wichita Vortex Sutra (1988) nach einem Gedicht von Allan Ginsberg fesselnd zu rhythmisieren.
Die weibliche Spielart trotz des kraftvollen Zugriffs bescherte dem Vortrag Dankesreiters in der Schärfe der Rhythmik aber nichts Aggressives. Die junge Pianistin, die sich intensiv mit der zeitgenössischen Musik auseinandersetzt, zeigte viel Fingerspitzengefühl für die besondere Ästhetik, die wohl durch ihre klangliche Fremdartigkeit leider auch in Kempfenhausen viele Zuhörer vom Konzertbesuch abhielt. Bei schummriger Beleuchtung tat das der Magie keinen Abbruch - so in einer besonders räumlichen Variante der "Magic Pieces" (2001) des Ungarn András Hamary. Seine Stücke zeigen eine deutliche Verwandtschaft zur Kompositionsweise von Glass, bewegten sich innerhalb begrenzter Figurationen. "Star Rider" maß indes einen weiten Raum zwischen den Höhen und Tiefen ab. "The Mirror of Secrets" färbte sich üppig mit Pedaleffekten und "The Juggler" schlug weite Kapriolen - bravourös von Dankesreiter nachempfunden.
Das Werk der aserbaidschanischen Komponistin Franghis Ali-Sade "music for piano" (1989/1997) für präpariertes Klavier (Metallkette auf den Saiten eines Tonbereiches) vereinte beides: den in sich kreisenden Minimalismus von Glass und den Gestaltungsreichtum - mit der Klangwelt des südkaukasischen Kulturkreises angereichert - von Hamary. Dankesreiter füllte die Interpretation mit suggestiver Kraft. In den zwei "Moments musicaux" op. 16 von Sergej Rachmaninov klang dies schon fast romantisch, im Presto eher monumental. Das Gewand der Werke von Beethoven - Appassionata op. 57 - und Chopin - Sonate op. 35 - hatte sich durch die jüngere Einbettung deutlich umgefärbt.
Sylvia Dankesreiters virtuoses Spiel präsentierte in dieser Gegenüberstellung einen zeitlosen Zugriff, der die älteren Meister ganz schön jung ausschauen ließ."
Kritik in der Süddeutschen Zeitung am 30.03.2009 von Reinhard Palmer

"Dankesreiter verzaubert mit Leidenschaft"
"Magie und Leidenschaft thematisierte ein Klavierabend des Kulturvereins Berg in Schloss Kempfenhausen. Im intimen Ambiente des mit Holzschnitzereien und Stuck-Fresken geschmückten Rittersaals bot Pianistin Sylvia Dankesreiter Klavier-Soli erster Güte. Neben der mit beispielhafter Expressivität vorgetragenen Beethoven-Klavier-Sonate "Appassionata" stand Zeitgenössisches auf dem Programm: Eine kleine Offenbarung war "music for piano" der aserbeidschanischen Komponistin Franghis Ali-Sade.
Mit ihrem leidenschaftlichen Spiel schuf die hochtalentierte Pianistin eine weite Palette an Bildern und Gefühlen. (...) Die von indischer Musik beeinflussten Metamorphosen "Wichita Vortx Sutra" des US-Komponisten Philip Glass mit Off-Beats und mühelos hingelegten Arpeggien fanden Beifall. Gewöhnungsbedüftiger waren die ebenfalls zeitgenössischen "Magic Pieces" des Ungarn András Hamary. Dankesreiters temperamentvoller Vortrag des dritten Stücks "The Juggler" brachte dennoch begeisterten Applaus. Nach der "Pathétique" ist die "Appassionata" die leidenschaftlichste Klavier-Sonate von Ludwig van Beethoven. Schon im "Allegro assai" entfaltete die zierliche Blonde die ahnungsvolle unheimliche Dramatik des Werks - mit den gebrochenen, dann donnernden, unerbittlichen Akkorden, die sich kraftvoll entladen, bis das zweite Thema freigegeben wird. Gewaltige Kadenzen münden in zartestes Pianissimo. Das schmerzerfüllte klagende Thema hob die Pianistin zum höchst aufwühlenden "Presto" mit seinen schweren, dunklen und erschütternden Staccato-Akkorden. Der erste Bravo-Ruf folgte auf die triumphale abschließende Kadenz.
Berühmt durch ihren Trauermarsch ist die Sonate b-moll von Frédéric Chopin. Entsprechend dem Magie-Thema des Abends kreierte die Pianistin im Final-Satz, mit Unisono-Bewegung beider Hände, gespenstische Schatten und einen Totentanz über den Gefallenen-Gräbern...
Die geglückte Verbindung aserbeidschanischer Wurzeln mit der Polyphonie europäischer Musik demonstrierte Sylvia Dankesreiter mit der zeitgenössischen "music for piano" der in Baku lebenden Franghis Ali-Sade.
Wie groß ihr Repertoire ist, bewies die Pianistin mit einem Jazz-Stück von John Cage als Zugabe."
Kritik im Starnberger Merkur am 30.03.2009 von Christine Cless-Wesle

Programm

Philip Glass (*1937 in Baltimore)
Wichita Vortex Sutra (1988)

András Hamary (*1950 in Budapest)
Magic Pieces (2001)
Star rider
The mirror of secrets
The juggler

Ludwig van Beethoven (*1770 in Bonn, †1827 in Wien)
Sonate f-moll op. 57 "Appassionata" (1804/05)
Allegro assai
Andante con moto
Allegro ma non troppo

Frédéric Chopin (*1810 in Warschau, †1849 in Paris)
Sonate b-moll Nr. 2 op. 35 (1839)
Grave - Doppio movimento
Scherzo
Marche funebre: Lento
Finale: Presto

Franghis Ali-Sade (*1947 in Baku)
Music for piano op.21 (1989/1997)

Sergej Rachmaninov (*1873 in Semjonow, †1943 in Beverly Hills)
Auswahl aus den Moments musicaux op. 16 (1896)
Andante sostenuto Des-Dur
Presto e-moll

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